27.07.2021

Julia Bäumler und Silke Vetter von Mind & Motion haben langjährige Erfahrung im Bereich Teamcoaching und wissen, welchen Mehrwert ein gut funktionierendes Team für ein Unternehmen bieten kann. In unserem Interview erzählen uns die beiden, was man unter Teambuilding versteht, welche Wirkung Teamentwicklungen erzielen können und verraten ihre Top 3 Teambuilding-Maßnahmen.

Liebe Julia, Liebe Silke, erzählt doch bitte, warum man Teambuilding oder bestimmte Teambuilding-Maßnahmen braucht?

Viele Unternehmen warten mit einem Teambuilding so lange, bis es im Team große Konflikte gibt oder die Motivation und die Stimmung kippen. Natürlich benötigt man dann auf jeden Fall eine Team-Maßnahme – noch besser ist es aber, wenn das Unternehmen bereits, bevor die Probleme entstehen, mit solchen Maßnahmen arbeitet. Wir sagen aus tiefster Überzeugung: das Beste, was du mit einem Team machen kannst, ist eine sogenannte „Teampflege“. Das bedeutet, dass du regelmäßig Teamentwicklungen machst, also Maßnahmen, die über den reinen Eventcharakter eines Teamtages hinausgehen.

Insbesondere bei Kunden, die noch nicht so viele Berührungspunkte mit dem Thema Teambuilding haben, erleben wir, dass die Unterscheidung zwischen Teambuilding, Teamentwicklung und Teampflege nicht existiert. Teambuilding bedeutet, dass das Team erst einmal – getreu den Teamphasen, die ein Team durchlebt – zusammenkommt und sich finden muss. Es müssen Rollen geklärt und die Zusammenarbeit definiert werden. Das ist das klassische Teambuilding. Wenn das Team schon länger zusammenarbeitet und mit der Zeit einige Themen oder Probleme aufgekommen sind, die Klärungsbedarf benötigen, spricht man dagegen von Teamentwicklung.

Empfehlungen Teammaßnahmen

Viele glauben außerdem, dass ein Teambuilding oder eine Teammaßnahme bedeutet, gemeinsam in den Klettergarten zu gehen oder Kanu zu fahren. Das ist dann zwar ein schönes Event, doch es wird sich nichts nachhaltig an der Zusammenarbeit ändern. Wir empfehlen daher eine Teamentwicklung immer mit einem externen Coach durchzuführen. Dieser kann die Veranstaltung so aufbauen und begleiten, dass aktuelle Themen auch wirklich zur Sprache kommen und gelöst werden.

Wir gehen zwar auch gerne mal für eine Teammaßnahme segeln oder klettern, der Unterschied ist jedoch, dass wir danach Reflexionsrunden durchführen. Dort schauen wir, was den einzelnen Personen aufgefallen ist, in welchen Rollen sie sich befunden haben, ob es „Game Changer“ gab oder ob ihnen die erlebten Situationen bereits aus dem Arbeitsalltag bekannt vorkamen. Weiter ist es wichtig zu sehen, welche Erkenntnisse die Personen daraus ziehen können und was dies für den zukünftigen Umgang miteinander bedeutet. Es ist sehr wichtig, diesen konstruktiven Austausch zu schaffen und eben nicht nur gemeinsam etwas zu unternehmen. Es sollten Parallelen zwischen dem Teamevent und den alltäglichen Problemen im Büro gezogen werden. Reflexionsrunden bieten außerdem einen sicheren Rahmen, Themen anzusprechen, da man weiß, dass ein externer Coach dabei ist, der reagieren kann, wenn es schwierig wird.

Geschenke für Firmenevents und Teamspiele

Was sind denn eure Top 3 Teambuilding-Maßnahmen?

  • Team-Tool:

Eine Aufgabe, die das Team gemeinsam lösen und meistern muss. Das kann auch gerne erst einmal eine abstrakte Aufgabe sein, die nichts mit dem Arbeitsalltag zu tun hat, denn im weiteren Verlauf geht es darum, Parallelen zwischen der Aufgabe und dem Firmenalltag zu ziehen.

  • Stärken und Schwächen im Team benennen:

Bei dieser Aufgabe soll jeder im Team seine größte Stärke und größte Schwäche nennen, die das Team beeinflusst. Die Kollegen geben dann darauf Feedback. Das ist eine tolle Übung, weil jeder etwas preisgibt und daher auch irgendwie die Hüllen fallen lässt. Auf der anderen Seite bekommt jeder auch direktes Feedback.

  • Auseinandersetzung mit den Teamrollen:

Hierbei geht es darum, das Team aufzustellen und zu schauen, wer welche Rolle besetzt. Bei den Rollen berufen wir uns gerne auf die Teamrollen nach Belbin, der insgesamt neun Rollen definierte, die für den Teamerfolg entscheidend sind – abseits der fachlichen Kompetenz. Durch diese Maßnahme kann festgestellt werden, welche Rolle vielleicht noch unbesetzt ist und was das für den Alltag bedeutet. Außerdem kann überlegt werden, wie fehlende Teamrollen noch besetzt werden können.

Teambuilding-Maßnahmen: Teamrollen

Wann haltet ihr Teambuilding für sinnvoll?

Teambuilding ist immer dann sinnvoll, wenn ein Team entweder neu zusammenkommt oder wenn es Probleme im Team gibt, die sich keiner traut anzusprechen. Kunden umschreiben das oft mit „Die Stimmung ist einfach nicht mehr so gut wie früher.“ Diese zunächst noch „harmlosen“ Themen in einem sicheren Rahmen anzusprechen sorgt meist dafür, dass sie schnell ganz vom Tisch sind. Das generelle Ziel hier ist es immer, eine konstruktive Feedbackkultur zu schaffen.

Zudem ist es wichtig in regelmäßigen Abständen mit einem Coach an der Teampflege zu arbeiten, da ein Team sich natürlich mit der Zeit verändert: Es gehen Kollegen, es kommen neue Mitarbeiter hinzu - ein Coach hilft in den Teamevents dabei, dass Alltagsthemen in einem konstruktiven Rahmen angesprochen werden können. Wir empfehlen mindestens einmal im Jahr eine Teamentwicklung durchzuführen.

Ein Team lässt sich definieren als eine Gruppe von Personen, die auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet. Daher machen solche Maßnahmen dann Sinn, wenn es sich auch wirklich um ein Team handelt und nicht nur um einzelne Mitarbeiter, die in Kontakt stehen.

Gemeinsam mit dem Auftraggeber schauen wir zu Beginn was das Team genau braucht und welche Themen aktuell sind. Darauf baut dann die Teamentwicklung auf. So kann festgestellt werden, ob es beispielsweise ein Kommunikationsproblem zwischen den Mitarbeitern gibt oder auch ob nur 1-2 Personen Einzelcoachings benötigen.

Teambuilding ist kein pauschaler Plan, der auf alle Teams anwendbar ist – Jedes Team hat natürlich ganz individuelle Anliegen. Manchmal liegt es auch nur an einer Person, die vielleicht ein Problem hat und sich nicht traut, dieses auszusprechen; manchmal fällt es auch nur schwer, Feedback zu geben, ohne, dass der andere gekränkt ist beziehungsweise aus der Angst heraus, der andere könnte gekränkt sein. Da geht es dann eher darum, generell einen offeneren Umgang miteinander zu finden. Daher führen wir zu Beginn auch immer Einzelinterviews mit allen Teammitgliedern durch. Jeder soll gehört werden. Nur so können wir einem Team auch wirklich helfen.

Feedback-Kultur als Ziel von Teambuilding

Funktioniert Teambuilding auch auf Distanz?

Im virtuellen Raum funktionieren Workshops oftmals ganz gut, da Tools wie Online-White-Boards oder ähnliches verwendet werden können. Auch andere Erlebnisse für den Teamzusammenhalt können gut auf Distanz durchgeführt werden. Sei es das virtuelle After-Work-Bier oder ein virtuelles Pizza-Essen – es ist wichtig, sich bewusst Zeit zu nehmen, gemeinsam zusammen zu sitzen.

Generell kann im virtuellen Raum viel aufrecht erhalten werden. Komplett digitalisiert ist eine starke Bindung im Team aber wirklich schwierig. Regelmäßige Präsenz ist für ein Team sehr wichtig und würden wir daher auch auf jeden Fall empfehlen.

Wie wirkt sich die Lagerung von Arbeitsplätzen in den Home-Office eurer Meinung nach auf den Teamzusammenhalt aus und wie sollte man als Unternehmen darauf reagieren?

Gerade jetzt, wo es wieder teilweise in das Office zurück geht, ist es wichtig, sich mit dem Teamzusammenhalt zu beschäftigen und die Mitarbeiter wieder interaktionsfähig zu machen. Menschen haben die Home-Office-Zeit sehr unterschiedlich erlebt. Manche haben es genossen, während der Arbeitszeit alleine zu sein und parallel andere Tätigkeiten im Haus erledigen zu können. Andere haben eher darunter gelitten, keinen Kontakt zu den Kollegen zu haben. Daher geht es darum, beiden Parteien gerecht zu werden, wenn man wieder ins Büro zurückkommt. Viele müssen Interaktion auch wieder lernen.

Da man gesehen hat, dass die Arbeit im Home Office möglich ist, wird es wahrscheinlich zukünftig auch nicht wieder für fünf Tage die Woche zurück ins Büro gehen. Vielmehr werden in der Zukunft hybride Lösungen genutzt.

Teamzusammenhalt und damit verbunden auch emotionale Bindungen über den virtuellen Raum aufrechtzuerhalten ist sehr schwierig. Man kann sich das vorstellen wie eine Fernbeziehung - wenn man sich davor schon gut kennt und dann in die Ferne geht, ist es noch machbar, die emotionale Bindung aufrechtzuerhalten. Andersherum ist es sehr schwer. Und in der Corona-Zeit gab es natürlich auch viele Mitarbeiter, die einen neuen Job begonnen haben und ihre Kollegen noch nie im echten Leben getroffen haben.

Für den Corona-Übergang von Homeoffice zum Büro ist es wichtig, mindestens einen Tag in der Woche zu schaffen, an dem sich das Team in Präsenz trifft. Die hybride Mischung aus Büro und Homeoffice muss es in Zukunft auf jeden Fall geben. Man sollte es den Teams ermöglichen, zusammenzukommen und Berührungspunkte schaffen – sei es in einem Workshop oder einem gemeinsamen Mittagessen.

Vom Home-Office zurück ins Büro

Was sind eure Empfehlungen an Unternehmen, die sich noch nie mit dem Thema Teambuilding auseinandergesetzt haben? 

Wie so oft: Wenn das Unternehmen mit dem Thema Teambuilding nicht vertraut ist, sollte erst einmal ein Experte zu Rate gezogen werden. Der Profi kann am besten heraufinden, was das Richtige für das Team ist: Ein Workshop, ein Event, ein Teamcoaching... Termine, in denen kein Externer dabei ist, werden auch oft nochmal verschoben – wenn ein Coach dabei ist, ist die Chance, dass dieser festgelegte Termin stattfindet und auch alle Teilnehmenden anwesend sind, höher. Das ist zwar nur ein kleiner organisatorischer Aspekt – Das kann es allerdings ausmachen, ob so ein Teamevent stattfindet oder nicht.

Häufig werden wir auch erst dann herangezogen, wenn es bereits knarzt und große Probleme gibt. Viel einfacher wäre es jedoch bereits bei kleinen Problemen etwas zu unternehmen. Sie würden sich viel schneller bereinigen lassen und ein Team wäre viel schneller wieder aktionsfähig, wenn schon früher die kleinen Themen gelöst werden.

Für Unternehmen ist es außerdem wichtig, Begegnungsräume oder Touchpoints zu sammeln, in denen das Team zusammenkommen und sich sozialisieren kann. Es müssen Räume geschaffen werden, in denen sich Kollegen „zufällig“ über den Tag verteilt treffen können: An der Kaffeemaschine, in der Teeküche oder auf den Wegen zwischen den Büros. Auch das fördert den Zusammenhalt und sorgt für tiefere zwischenmenschliche Beziehungen.

Liebe Julia, liebe Silke – vielen Dank für das Interview und eure Tipps!

Mehr Infos: Mind and Motion

Top 10 Geschenke für Teamevents und Firmenfeiern


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